D O C T O R ANGELICUS |
katholische Kirche im Zeitalter der Digitalisierung
Erinnern sie sich noch an die Wahl des neuen Papstes im Jahre 2013? Papst Benedikt XVI. war zurückgetreten und ein neuer Papst musste gewählt werden. Während im Inneren des Vatikans die Kardinäle über der Entscheidung für einen neuen Papst brüteten, warteten die Gläubigen in Rom gespannt auf den aufsteigenden weißen Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle, ihre Kameras, iPhones und Tablets griffbereit, um den neuen Papst zu fotografieren. Das Verfahren der Papstwahl beruht auf jahrhundertealten Kirchengesetzen und Traditionen. Das aktive Wahlrecht ist auf die Kardinäle beschränkt. Die Papstwahl erfolgt im Konklave. Hinter verschlossenen Türen werden die wahlberechtigten Kardinäle so lange von der Außenwelt abgeschottet, bis sie sich auf einen Kandidaten geeinigt haben.
Seit 1878 dient die Sixtinische Kapelle im Vatikan als Sitzungsort des Konklaves. In der Sixtinischen Kapelle selbst darf nicht gesprochen werden, hier wird nur gewählt oder gebetet. War sie einst der einzige erlaubte Zufluchtsort für die Wähler, so ist seit Papst Johannes Paul II. das Gästehaus Domus Sanctae Marthae neuer Wohnort für die Kardinäle. Die strenge Abschließung war ursprünglich dazu gedacht, die Kardinäle zu einer möglichst raschen Entscheidung zu drängen, heute dient sie dazu, mögliche äußere Einflussnahme auf das Konklave zu verhindern. Internet, Telefon, iPhone, Fernsehen, Radio, Post oder Zeitungen sind währen des Konklaves für die Kardinäle nicht erlaubt.
Das ein Konklave nicht immer schnell vonstatten geht, zeigte im 13. Jahrhundert das längste Konklave aller Zeiten im italienischen Viterbo, wo die Kardinäle drei Jahre lang berieten. Heute gibt es maximal 34 Wahlgänge, letzterer kann mit einer einfachen Mehrheit beendet werden. Für eine gültige Wahl ist regulär eine Zweidrittelmehrheit nötig.
Bei jedem Wahlgang werden Stimmzettel verteilt, auf denen der jeweilige Kandidat eingetragen wird. Nach jedem Wahlgang werden die Stimmzettel gesammelt und ausgezählt. Ein Wahlgang ist nur gültig, wenn die Anzahl der Stimmzettel genau mit den wahlberechtigten Kardinälen übereinstimmt. Das gültige Auszählungsergebnis wird verkündet und die Stimmzettel im Kamin verbrannt. Die Wahlzettel eines ergebnislosen Wahlgangs werden alter Tradition folgend mit nassem Stroh, unter Beigabe von Öl oder Pech, verbrannt, sodass der von außen sichtbare Rauch schwarz ist. War die Wahl erfolgreich, werden die Stimmzettel mit trockenem Stroh und reichlich Werg verbrannt, sodass weißer Rauch aufsteigt und den Wartenden die Wahl eines neuen Papstes signalisiert. Da die Rauchzeichen nicht immer eindeutig erkennbar waren, werden den Wahlzetteln heute Chemikalien hinzugefügt, die für schwarzen bzw. weißen Rauch sorgen. Und so warten die Anhänger der katholischen Kirche während des Konklaves geduldig auf dem Petersplatz und der Via Della Conciliazione und ersehnen den aufsteigenden weißen Rauch aus der Sixtinischen Kapelle. Millionen gottesfürchtige Anhänger pilgern nach Rom, um bei so einem Spektakel dabei zu sein. Im Jahr 2013 zückten nahezu alle Besucher ihre Smartphones, iPhones, Tablets und Digitalkameras, um den Papst als Erster auf ein digitales Bild zu bannen.
Ist der weiße Rauch aufgestiegen, wird die Kapelle geöffnet und die Glocken des Petersdoms geläutet. Mit der Formel "Annuntio vobis gaudium magnum, habemus Papam!" wird der Gewählte anschließend öffentlich bekannt gegeben. Ein Aufschrei der Freude geht durch die Menge – Blitzlichtgewitter regnet auf die Menge herab, iPhones erleuchten die Nacht.
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